Mitfahrgelegenheiten sparen Sprit und Geld und schonen die Umwelt

Mitfahrgelegenheiten sparen Sprit und Geld und schonen die Umwelt

Für alle, die ihren Geldbeutel schonen und ihr Leben nachhaltiger gestalten möchten, gewinnt das Tauschen, Leihen und Verschenken zunehmend an Bedeutung.

Die Idee ist nicht neu, Sharing-Konzepte sind seit langem bekannt. So organisierten sich in den 1950-er Jahren insbesondere kleinere landwirtschaftliche Betriebe in Form von Genossenschaften, um teure landwirtschaftliche Maschinen zu finanzieren. Aber auch in Bibliotheken oder Secondhand-Läden wird das Sharing-Prinzip seit langer Zeit umgesetzt.

Das zunehmende Interesse an der Sharing Economy lässt sich besonders auf die verstärkte Nutzung von elektronischen Marktplätzen und das mobile Web zurückführen. Mit wenigen Klicks kann man das zu eng gewordene Kleid gegen einen Rock tauschen, auf Plattformen, wie couchsurfing das eigene Sofa für Reisende anbieten oder per Carsharing ein Auto organisieren.

Das Potenzial der Konsum-Alternativen ist vielfältig, denn das Tauschen, Leihen und Mitbenutzen von Gegenständen und Dienstleistungen ist nicht nur eine preiswerte Option zum persönlichen Besitz, es schont Ressourcen, spart Energie und es entstehen vorübergehende oder langfristige Gemeinschaften. Teilen wird zum neuen Statussymbol – ein vielversprechender Trend in eine zukunftsfähige Welt!

Inhalt

1. Foodsharing – eine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung

Noch immer entsorgen Supermärkte tonnenweise Lebensmittel, obwohl viele Menschen diese gut gebrauchen könnten. Foodsharing ist eine Initiative, die sich gegen die Lebensmittelverschwendung engagiert. Über die Plattform Foodsharing.de vernetzen und organisieren sich die „Lebensmittelretter*innen“ in den jeweiligen Städten und Regionen. Sie „retten” überproduzierte und ungewollte Lebensmittel von kleinen und großen Betrieben sowie aus privaten Haushalten.

Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und die Website ist kostenlos nutzbar, nicht kommerziell und werbefrei. Über 200.000 registrierte Nutzer*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen die Plattform inzwischen zu einer der größten ehrenamtlich arbeitenden internationalen Bewegung.

2. Carsharing: Alternative zum privaten Autobesitz

Carsharing wird immer attraktiver und kann insbesondere in Ballungsräumen das eigene Auto ersetzen. Die Buchung erfolgt über die Website, eine Smartphone-App oder die Telefonzentrale des Anbieters. Das Auto wird in der Regel mit einer Chipkarte oder per Handy geöffnet.

Carsharing wird inzwischen in 740 Städten und Gemeinden in Deutschland angeboten. In vielen Städten sind mehrere Carsharing-Anbieter vor Ort. Bis zu hundert Nutzer fahren auf diese Weise ein und dasselbe Fahrzeug und zeigen, dass es auch ohne ein eigenes Auto geht. Bezahlt wird nur die tatsächliche Nutzung des Autos: alle Kosten, wie beispielsweise Benzin und Versicherung sind bereits im Preis inbegriffen. Für viele ist Carsharing preiswerter als ein eigenes Auto, denn schließlich steht ein Auto die meiste Zeit ungenutzt herum. Vor allem für Wenig- und Gelegenheitsfahrer lohnt sich das Alternativmodell.

Auch Mitfahrgelegenheiten sparen Geld und schonen die Umwelt. Es gibt zahlreiche Anbieter mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Für jeden Reisetyp gibt es die passende Mitfahrzentrale, zum Beispiel: BlaBlaCar, Drive2Day oder Fahrgemeinschaft.de.

3. Gratis verreisen

Couchsurfing ist eine interessante Alternative, um auf eine unkonventionelle Weise zu verreisen. Millionen von Menschen haben sich bereits mit einem Profil bei Couchsurfing.com registriert. In dieser Community findet man Menschen, die gerne Gäste aufnehmen und ihre persönlichen Lieblingsorte in ihrer Heimat zeigen. Statt eines Tourismus-Programms hat man so einen Einheimischen an der Seite und bekommt dadurch einen viel persönlichen Einblick in das Leben vor Ort. Zudem ist diese Art zu reisen wesentlich preiswerter, als in einem Hotel oder Apartment zu übernachten. Selbstverständlich sollte man bei Fremden vorsichtig sein und sich die Profile potentieller Gastgeber genau anschauen. Empfehlenswert ist es hier Gastgeber auszuwählen, die bereits viele Gäste aufgenommen haben und deren Profile positiv bewertet wurden.

Weitere ähnliche Anbieter, die im Gegensatz zu couchsurfing, Non-Profit-Organisation sind und sich durch Spenden finanzieren sind: BeWelcome, staydu und der Hospitality Club. Für Naturliebhaber, die auf einem Bio-Bauernhof übernachten möchten und dabei als freiwillige Helfer einen naturverbundenen Lebensstil auf dem Land kennenlernen wollen, gibt es die Website Wwoof. Auch hier ist es empfehlenswert den Gastgeber vorher gründlich unter die Lupe zu nehmen, um im Urlaub nicht nur Unkraut zu jäten.

4. Leihen statt kaufen

Leihen statt kaufen

Leihen statt kaufen

Wer Gegenstände, wie Werkzeuge, Küchengeräte oder Haushaltsartikel nur für eine kurze Zeit benötigt, der kann sie auf einer der vielen Plattformen im Internet leihen. Ein Beispiel ist die Plattform fairleihen.de die sich auf das Leihen und Verleihen von alltäglichen Gegenständen in Berlin spezialisiert hat. Hier können Nutzer alltägliche Gegenstände, wie Bohrmaschinen, Dampfreiniger oder Beamer ausleihen. Die Unternehmensgründer glauben, dass kostenloses Leihen Menschen verbindet und gleichzeitig dazu beiträgt, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.

Ein weiteres Beispiel ist die Plattform meinespielzeugkiste.de. Hier können Eltern, die ihren Kindern abwechslungsreiches Spielzeug anbieten möchten, Spielzeug mieten, anstatt es zu kaufen. Viele Kinderzimmer quellen vor Spielzeug über und vieles davon liegt nur herum. Meine Spielzeugkiste ist eine Flatrate für Spielsachen mit verschieden großen Kisten, die mit unterschiedlichen Vertragslaufzeiten gewählt werden können. Die Spielzeuge können jederzeit und beliebig oft versandkostenfrei getauscht werden und es entstehen keine Kosten bei Verlust oder Beschädigung.

5. Gebrauchte Gegenstände verschenken

Wer gebrauchte Gegenstände verschenken möchte, der kann sie entweder an den Straßenrand abstellen oder bei einem der online Marktplätze inserieren, wie beispielsweise free-your-stuff.com, alles-und-umsonst.de oder auch bei Ebay-Kleinanzeigen unter der Kategorie „Verschenken & Tauschen“.
Alternativ stellen Umsonstläden eine weitere Möglichkeit dar, um gebrauchte Gegenstände, weiterzureichen. Eine besonders schöne Idee, Bücher zu teilen, sind so genannte öffentliche Bücherschränke.

Sie stehen an öffentlichen Orten und bieten in vielen Städten auf der ganzen Welt kostenlosen Lesestoff für alle Buchliebhaber. Auf openbookcase.org gibt es eine Karte, um Bücherschränke in der eigenen Umgebung zu finden.

Öffentliche Bücherschränke

Öffentliche Bücherschränke

6. Nachbarschaftsnetzwerke: Miteinander statt nebeneinander

Ein interessanter Trend ist die Wiederentdeckung des sozial-lokalen Bezugs zum eigenen Stadtteil. In vielen Städten und Gemeinden lebt man nebeneinander her und weiß nichts vom anderen. Wer mehr Kontakt zu seinen Nachbarn haben möchte, der kann auf Apps wie nebenan.de zurückgreifen oder sich auf der Plattform www.netzwerk-nachbarschaft.net registrieren. Hier kann man in seiner Nachbarschaft, je nach Hobby, Interessen und Anliegen, Gruppen finden oder gründen, beispielsweise um gerettete Lebensmittel zu teilen, Menschen im gleichen Alter zu treffen oder andere Hundebesitzer kennenzulernen. Aktive Menschen vernetzen sich hier, um sich gegenseitige Hilfe anzubieten, sei es beim Blumen gießen während des Urlaubs oder beim Babysitten und Einkaufen. Bei anderen Offline-Iinitiativen signalisieren hilfsbereite Menschen mit Aufklebern an Briefkästen ihren Nachbarn, was sie ihnen leihen können – Handwerkerutensilien oder Küchengeräte und bei der Gelegenheit kommt man ins Gespräch und kann sich gleich kennenlernen. Die Aufkleber kann man über die Website www.pumpipumpe.ch bestellen. All diese Initiativen zielen darauf ab, statt nebeneinander zu wohnen, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen und tragen zum einen zu einer lebendigen Nachbarschaft bei, zum anderem auch zu einem bewussten Umgang mit den Ressourcen.

7. Airbnb & Uber: Die Schattenseiten der Sharing Economy

Zahlreiche Unternehmen bereichern sich durch Geschäftsmodelle, die nach außen vorgeben die Welt zu verbessern – so haben auch Fahrdienstanbieter Uber und das Tourismusportal Airbnb – beides Unternehmen aus dem Silicon Valley – das Sharing-Prinzip zu einem profitablen Geschäftsmodell weiterentwickelt. Uber macht mit privaten Billig-Fahrern klassischen Taxiunternehmen Konkurrenz und bei Airbnb bieten nicht nur private Gastgeber ihren Wohnraum an. Viele Anbieter vermieten Wohnungen auf kommerzielle Weise und verdienen dabei mehr als an einer normalen Monatsmiete. Die dadurch entstandenen Strukturen schaden nicht nur dem Hotelgewerbe, sie entziehen auch dem Wohnungsmarkt Raum, vor allem in den Innenstädten, wo in den für Touristen attraktivsten Bezirken die Mieten stark steigen. „Im Ergebnis hat sich eine rücksichtslose Technikkaste gebildet, die vorgibt, die Welt verbessern zu wollen, die aber extrem gefährlich ist, so Sascha Lobo in einem Interview mit der Berliner Zeitung.

Fazit: Sharing ist nicht gleich Sharing

So haben Firmen aus dem Silicon Valley, wie Airbnb und Uber nur wenig mit einem Umsonstladen oder einem Nachbarschaftsnetzwerk gemeinsam, außer, dass sie unter den Begriff der Sharing Economy fallen. Aber es gibt sie weiterhin, die nicht gewinnorientierten Modelle der Sharing Economy. Beispiele wie Foodsharing, bei dem Menschen nicht gebrauchte Lebensmittel retten oder die zahlreichen Initiativen bei denen Nachbarn wieder miteinander ins Gespräch kommen. Auch das Verschenken von Büchern im öffentlichen Raum erfreut sich immer größerer Beleibtheit. Hier liegen die Chancen, die genutzt werden können, um die Umwelt zu schonen und nachbarschaftliche Solidarität neu zu entdecken.

Bildquellen

  • Mitfahrgelegenheiten sparen Sprit und Geld und schonen die Umwelt: istock/ViewApart
  • Leihen statt kaufen: istock.com/JackF
  • Öffentliche Bücherschränke: Pixabay/bernswaelz-1728198