Baumwolle - Schädlingsbekämpfungsmittel

Baumwollfelder – Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Gentechnik

Baumwolle ist beliebt: sie ist atmungsaktiv, strapazierfähig und angenehm auf der Haut zu tragen. Das macht sie zur wichtigsten Naturfaser in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Laut einem Bericht des Europäischen Bekleidungsaktionsplans (ECAP) macht Baumwolle mehr als 43% aller auf dem EU-Markt für Bekleidung verwendeten Fasern aus. Baumwolle wird derzeit in über 70 Ländern angebaut – doch lediglich in 18 Ländern in Bioqualität.

Wie ökologisch Baumwolle angebaut und weiterverarbeitet wird und welche Arbeitsbedingungen in den Ländern vorherrschen – all das wirkt sich unmittelbar positiv oder negativ auf die Lebensumstände vieler Menschen aus.

Inhalt

Einsatz von Dünger, Pestiziden und Gentechnik

In der konventionellen Baumwoll-Landwirtschaft werden die Felder nach der Ernte sofort wieder neu bestellt. Dies führt dazu, dass ihnen einseitig Nährstoffe entzogen werden und sich die Böden nicht erholen können. Damit solche Monokulturen Gewinn bringen, bedürfen die Felder starker Düngung, was sie jedoch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge macht. Zur Schädlingsbekämpfung werden dann Pestizide eingesetzt – mit verheerenden Auswirkungen für Mensch und Umwelt.

Die Giftstoffe gelangen in Flüsse, Seen und das Grundwasser. Sie können auch im Trinkwasser sowie in Lebens- und Futtermitteln nachgewiesen werden. Oftmals können sich Arbeiter auf den Plantagen vor den gesundheitsgefährdenden Pestiziden nicht schützen und erleiden schwere Schädigungen des Nervensystems, des Hormonhaushalts, des Reproduktions- und des Immunsystems. Nach Schätzungen der WHO sterben jährlich weltweit 20.000 Menschen an einer Pestizid-Vergiftung.

Zudem kommt hinzu, dass der Einsatz von Gentechnik weit verbreitet ist. Genveränderte Baumwollpflanzen sind widerstandsfähiger und resistent gegen bestimmte Schädlinge und Pestizide. Laut dem Forum Bio- und Gentechnologie e.V wachsen derzeit auf insgesamt 80 % der weltweiten Baumwoll-Anbaufläche genveränderte Sorten. Die negativen Folgen des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft sind enorm: Vom Verlust der genetischen Vielfalt über die unkontrollierbare Ausbreitung und Bildung resistenter Schädlinge bis hin zu den erheblichen Zusatzkosten, die Landwirte aufbringen müssen, um Kontaminationen zu vermeiden. Untersuchungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zeigten, dass letztendlich die Erträge der Bauern zumeist nicht ausreichen, um sich und die Familien zu ernähren.

Gigantischer Wasserverbrauch lässt riesige Seen austrocknen

Ein weiteres Problem ist der gigantische Wasserverbrauch, der beim konventionellem Anbau für die künstliche Bewässerung der Baumwollfelder benötigt wird. Die intensive Bewässerungslandwirtschaft führt zu einer Versalzung der Böden, lässt den Grundwasserspiegel sinken und gräbt vielen Menschen das Trinkwasser ab. Ein besonders gravierendes Beispiel ist der Aralsee in Usbekistan und Kasachstan. Der See war ursprünglich mit 68.000 km² das viertgrößte Binnenmeer der Welt. Heute erstreckt er sich nur noch über etwa 21.000 km² – 70 Prozent des Sees sind ausgetrocknet, da für die Bewässerung der Baumwollfelder die Hauptzuflüsse umgeleitet wurden.

Immer mehr Verbraucher setzen auf Kleidung aus Bio-Baumwolle, weil ihr Anbau die Umwelt schont und die Situation der Bauern und Arbeiter verbessert. Der globale Verbrauch an Bio-Baumwolle wächst, laut Textile Exchange im Jahr 2018 um zehn Prozent, auch wenn der Marktanteil an Bio-Baumwolle bisher nur bei knapp einem Prozent liegt. Immer mehr Modehändler, darunter auch einige der bekannten, achten inzwischen bei Baumwollprodukten auf die ökologischen Anbaubedingungen, was darauf hindeutet, dass Bio-Baumwolle langsam auf dem Weg aus der Nische ist.

Bio-Baumwolle schont Mensch und Umwelt

Bio-Baumwolle aus ökologischem Anbau wird nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus angebaut. Die Begriffe “Bio”, “Öko” und “aus kontrolliert biologischem Anbau” (kbA) sind rechtlich geschützt. Beim Anbau wird vorgeschrieben, dass verschiedene Pflanzenarten abwechselnd auf den Plantagen eingesetzt werden. Dies führt dazu, dass die Böden fruchtbar werden und die Feuchtigkeit besser speichern können. Die Verwendung von Pestiziden, Dünge- und Entlaubungsmitteln ist verboten, was nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Bauern schont.

Ökologische Methoden

Gegen mögliche Schädlinge gibt es zahlreiche biologische Methoden der Schädlingsbekämpfung. So werden natürliche Feinde, wie beispielsweise bestimmte Pflanzen um die Baumwollsträucher herum gepflanzt. Die Düngung erfolgt ebenfalls organisch, durch das Aufbringen von Humus oder Jauche.

Beim konventionellen Anbau wird die Baumwolle maschinell unter Einsatz von giftigen Entlaubungsmitteln geerntet. Dies ist bei der Ernte von Bio-Baumwolle nicht der Fall, die Bio- Baumwolle wird per Hand gepflückt, chemische Entlaubungsmittel sind dabei verboten.

Biobaumwolle - Ökologischer Anbau

Biobaumwolle – Ökologischer Anbau

Geringerer Wasserverbrauch

Untersagt ist auch die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen, was einen ersten Schritt hin zu einem reduzierten Wasserbedarf darstellt. Auch wenn der Anbau von Bio-Baumwolle nach wie vor viel Wasser benötigt – doch ist der Wasserverbrauch bei weitem niedriger als bei der konventionellen Anbaumethode.

Laut Textile Exchange benötigt Bio-baumwolle 91 Prozent weniger Wasser als konventionell.

Positive Auswirkungen auf die Lebenssituation der Kleinbauern

Die ökologische Landwirtschaft wirkt sich positiv auf die Lebensumstände der Kleinbauern in den Anbauländern aus. Weil weder Kunstdünger, Pestizide noch Entlaubungsmittel eingesetzt werden dürfen, wird ihre Gesundheit geschont. Zudem bekommen sie in der Regel auch bessere Preise und Löhne für ihre Bio-Ware und sind unabhängig von künstlich hergestellten Chemikalien. Außerdem eröffnet ihnen die vorgeschriebene Fruchtfolge die Möglichkeit, weitere Bio-Produkte für die Ernährung der eigenen Familie und für die Vermarktung anzubauen, sodass sie auf diese Weise unabhängiger vom Baumwollanbau werden.

Bio-Zertifikat garantiert ausschließlich den ökologischen Anbau

Das Bio-Zertifikat stellt zwar sicher, dass die erzeugte Baumwolle ökologisch angebaut wurde, sagt jedoch nichts über die Bedingungen bei der Weiterverarbeitung der Naturfaser aus. Die textile Produktionskette verteilt sich über verschiedene Länder, sodass sehr komplexe Lieferantennetzwerke entstehen. Sobald die Baumwolle den Bauern verlässt, muss sie mehrere Verarbeitungsschritte durchlaufen: Zerpflücken, reinigen, kämmen, zu Garn zwirnen, Stoffe daraus weben und nähen. Dabei kommt die Faser überall mit gefährlichen Chemikalien in Berührung, die selbst in kleinsten Mengen Umwelt und Gesundheit schädigen können. Wer sicher gehen möchte, dass das Kleidungsstück frei von giftigen Chemikalien, wie Azofarben, Alkylphenolen, Chlorbenzolen und Schwermetallen ist, der muss auf weitreichendere Textilsiegel achten.

Verlässliche Siegel garantieren strenge ökologische und soziale Standards entlang der gesamten textilen Produktions-Lieferkette.

Kleidung aus Biobaumwolle

Kleidung – Biobaumwolle

Textilsiegel

Textilsiegel gibt es viele, so dass viele Verbraucher verunsichert sind. Bei welchen wird garantiert, dass die Kleidungsstücke tatsächlich frei von Chemikalien sind und deren Herstellung die Umwelt schont?

Zur Orientierung veröffentlichte Greenpeace einen Textil-Ratgeber, in dem die strengsten Textil-Siegel mit drei Sternen ausgezeichnet wurden: IVN Best, GOTS sowie Made in Green von Oeko-Tex.

Bei der Überprüfung wurden vorrangig ökologische Kriterien berücksichtigt: Bewertet wurden strenge Grenzwerte oder Ausschluss von giftigen Chemikalien entlang der gesamten Produktions-und Lieferkette sowie die Recycling- und Kreislauffähigkeit.

Einhaltung sozialer Mindeststandards

Schwieriger als bei der Zertifizierung für Bio-Baumwolle ist es, Arbeits- und Sozialstandards entlang der Herstellungskette zu garantieren. Definiert werden sie durch mehrere Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Sie verbieten Zwangs- und Kinderarbeit, Diskriminierung von Arbeitskräften und gewährleisten, dass Arbeitnehmer sich in Gewerkschaften organisieren können. Zudem regeln sie eine maximale wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden sowie sichere Arbeitsbedingungen, die die Gesundheit nicht gefährden. Die Arbeitsverhältnisse sollen verbindlich vertraglich geregelt sein und die Bezahlung muss so hoch sein, dass die Mitarbeiter in der Lage sind, von ihrer Arbeit leben zu können. In vielen Ländern reichen die staatlich vorgeschriebenen Mindestlöhne dafür nicht aus.

Es empfiehlt sich, Kleidung aus ökologisch angebauter und gleichzeitig fair gehandelter Baumwolle zu bevorzugen. Nachhaltige Bio Mode findest du in unserem Onlineshop.

Textil-Siegel, die beides garantieren sind die GOTS-Kennzeichnung oder das IVN Best Siegel. Falls es beim Kleiderkauf nicht ersichtlich sein sollte, ob das gewünschte Kleidungsstück diese Bedingungen erfüllt, so ist es ratsam beim Anbieter nachzufragen, nicht zuletzt, um das Bewusstsein in der Branche zu schärfen. Noch wichtiger ist es jedoch, den eigenen Konsum zu hinterfragen. Wie oft braucht man tatsächlich neue Kleidung? Ein übervoller Kleiderschrank mit Kleidungsstücken, die nie getragen werden, ist nicht nachhaltig.

Bildquellen

  • Baumolle-pestizide-min: iStock.com/mvp64
  • Biobaumwolle – Ökologischer Anbau: iStock.com/batuhan toker
  • Kleidung – Biobaumwolle: iStock.com/olgakr