Ist Co-Sleeping sicher?

Ist Co-Sleeping sicher?

Bei der Frage, wo Kinder schlafen sollen sind Eltern häufig unsicher: Im Kinderzimmer? Im Elternzimmer? Im Beistellbett oder im Familienbett? Die Forschung gibt mittlerweile einige Hinweise. Mindestens während des ersten Lebensjahres sollten Babys im Elternzimmer schlafen. Die Nähe der Eltern gibt Sicherheit und Geborgenheit und stärkt das Urvertrauen. Doch beim Thema Familienbett scheiden sich die Geister. Für manche Eltern gehört es zum Alltag, für andere ist es ein absolutes No-Go. Sie befürchten, dass das Schlafen im Familienbett ein Risiko für die Sicherheit der Schützlinge darstellt oder haben Angst, ihre Kinder dadurch allzu sehr zu verwöhnen und sie zur Unselbständigkeit zu erziehen. Sind diese Sorgen denn berechtigt? Wir gehen der Sache auf den Grund.

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Co-Sleeping: lange Tradition & „neuer Trend“ zugleich

Diese ursprüngliche Art des Schlafens wird gerade als „neuer Trend“ unter dem Namen Co-Sleeping in unserem Kulturkreis wieder entdeckt. Unter diesen Begriff fällt das Schlafen in einem gemeinsamen Zimmer ebenso wie das Schlafen in einem gemeinsamen Bett. Was auch bei uns früher gang und gäbe war – sei es aus Gründen begrenzten Wohnraums oder zum Schutz des Nachwuchses, ist in den meisten Ländern der Welt bis heute üblich: in China beispielsweise sind es 90 Prozent der Säuglinge, die sich das Bett mit den Eltern teilen.

Früher wären Säuglinge und Kleinkinder wilden Tieren zum Opfer gefallen oder bei einem nächtlichen Temperatursturz erfroren. Sie hätten in vielen Fällen nicht lange überlebt, wenn sie ohne Protest einfach alleine eingeschlafen wären. Auch wenn sich unsere Lebensumstände in den vergangenen 10.000 Jahren erheblich verändert haben und heutzutage das Schlafen im eigenen Kinderzimmer weit verbreitet ist, die Bedürfnisse von Babys und Kleinkindern sind gleich geblieben und kommen einem ganz natürlichen und Millionen Jahre altem Instinkt nach. Säuglinge wissen noch nicht, dass Mama und Papa direkt im Nachbarzimmer sind und auch nicht, dass sie in einer sicheren Umgebung sind.

Wenn ein Baby müde ist, wird das sogenannte Bindungssystem aktiviert: das Baby verspürt das Bedürfnis nach Nähe und sucht den Kontakt zu seinen nächsten Bezugsspersonen – in der Regel den Eltern. Für Babys und Kleinkinder bedeutet die Nähe der Eltern vor allem Sicherheit.

Ist Co-Sleeping sicher?

Lange Zeit wurde vom Familienbett abgeraten. Es erhöhe das Risiko für den plötzlichen Kindstod, (Sudden Infant Death Syndrome, SIDS) hieß es in den ersten Studien. Der plötzliche Kindstod kann vor allem in den ersten Lebensmonaten auftreten, ab dem Alter von circa einem Jahr stellt er kein Risiko mehr dar. Derzeit sterben in Deutschland etwa zwei von 1000 Säuglingen am SIDS. Die genaue Ursache ist bis heute unklar. Jedoch wird angenommen, dass Säuglinge durch ungünstige Einflüsse in ihrer Schlafumgebung ihre Atmung nicht mehr hinreichend regulieren können.

Mittlerweile ist dank neuester Erkenntnisse belegt, dass das Co-Sleeping im Elternschlafzimmer sowie im Familienbett die Sicherheit des Kindes begünstigt. Das Risiko des plötzlichen Kindstodes ist geringer als in einem eigenen Kinderzimmer – unter der Vorraussetzung, dass bekannte Risikofaktoren vermieden werden.

So wird das Familienbett zu einem sicheren Schlafplatz

Wenn Eltern einige Vorsichtsmaßnahmen einhalten, dann stellt das Familienbett keine erhöhte Gefahr dar.

  • Wenn das Baby im Famlienbett schläft, sollten Eltern weder alkoholisiert sein, noch Medikamente oder Drogen nehmen und nicht rauchen.
  • Wenn sich Eltern krank fühlen und nicht in der Lage sind auf das Baby zu reagieren, sollte das Baby nicht um Familienbett schlafen.
  • Die optimale Raumtemperatur im Schlafzimmer liegt zwischen 16 und 18 Grad.
  •  Nestchen und Kuscheltiere haben im Familienbett nichts verloren. Babys schlafen am Besten in Rückenlage, ohne Decke und Kissen in einem eigenen Schlafsack.
  • Die Matratze sollte nicht zu ausgelegen sein, ein Einsinken sollte vermieden werden. Wasserbetten und Sofas dürfen nicht verwendet werden.
  • Das gemeinsame Bett sollte genügend Platz für Eltern und Kind bieten, um einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen und zu gewährleisten, dass das Kind nicht überrollt oder zugedeckt wird. Je größer das Bett, desto besser. Eine Breite von 1,80 Metern ist das Minimum, damit alle erholsam schlafen können.
  • Das Baby sollte nicht zu dick angezogen sein, um Überhitzung zu vermeiden.
  • Hochwertige Materialien aus der Natur sind hautfreundlich, atmungsaktiv und saugfähig. In unserem Onlineshop findest du eine große Auswahl an ökologischen Produkten für einen gesunden  Schlaf.
  • Es wird empfohlen, dass das Baby neben der Mutter an der Außenseite des Bettes schläft. Ein Rausfallschutz ist wichtig, damit das Baby nicht aus dem Bett fällt. Auf keinen Fall sollte der Säugling neben einem Geschwisterkind liegen, da sich ältere Geschwister im Schlaf auf den Säugling rollen können oder es versehentlich zudecken. Auch sollten Haustiere nicht im Bett schlafen.

Das Familienbett hat viele Vorteile

Wie die Studienergebnisse zeigen, ist das Risiko eines plötzlichen Kindstods sehr viel höher bei Säuglingen, die alleine schlafen, im Vergleich zu Säuglingen, die nachts bei ihren (stillenden) Müttern schlafen. Zum einen könnte es daran liegen, dass der gemeinsame Schlaf dem Säugling bei der Regulierung seiner noch unreifen Atmung hilft. Zum anderen legen stillende Mütter ihre Säuglinge häufiger in die Rückenlage. Die Rückenlage gilt im Zusammenhang mit dem plötzlichem Kindstod als sicherste Schlafposition. Sie verhindert, dass das Kind erstickt, da Mund und Nase frei liegen.

Für Babys und Kleinkinder bedeutet die Nähe der Eltern vor allem Sicherheit.

Für Babys und Kleinkinder bedeutet die Nähe der Eltern vor allem Sicherheit.

Beim Co-sleeping sind Eltern in der Lage feinfühlig für ihr Kind da zu sein – sei es zum nächtlichen Stillen, Füttern oder zum Trostspenden. Kinder profitieren von dieser Nähe, sie fühlen sich sicher und geborgen. Durch den direkten körperlichen Kontakt und die Atemgeräusche der Eltern schlafen die meisten Säuglinge ruhiger, werden seltener wach und schlafen schneller wieder ein. Studien haben auch gezeigt, dass sie weniger schreien als Säuglinge die alleine in einem Kinderzimmer schlafen.

Die körperliche Nähe unterstützt auch wichtige Körperfunktionen des Babys und verhilft nicht nur zu einem stabileren Herzschlag und Atmungsrhythmus, sondern hilft den Säuglingen auch ihre Wärme besser zu halten. Außerdem gleicht sich, genau wie bei der Temperaturregulierung auch, der Schlafzyklus des Babys an jenen der Mutter an.

Das Beistellbett als Alternative

Trotz der vielen Vorteile ist das Familienbett nicht für alle Familien die ideale Lösung. Erholsamer Schlaf ist stets individuell und sollte den individuellen Bedürfnissen entsprechend angepasst werden – je nachdem, was sich für alle gut anfühlt. Die Alternative zum Familienbett bietet ein Beistellbett oder ein eigenes Bett, das in der Nähe der Eltern aufgestellt wird. Was letztendlich zählt ist, dass alle gut schlafen und erholt aufwachen können.

Sobald die Kinder größer werden, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie aus dem Familienbett ausziehen. Von Zeit zu Zeit besuchen sie vielleicht noch das Elternbett in der Nacht, aber meistens ziehen Kinder aus, wenn sie bereit dazu sind und der Wunsch entsteht in ihrem eigenen Bett zu schlafen.

 

Quellen und mehr Info zum Thema:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15911459/

https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/entwicklung/saeugling/schlafen/DergemeinsameSchlafausSichtderEvolution.php

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/neues-zum-plotzlichen-kindstod-sids/

https://geborgen-wachsen.de/tag/familienbett/

Bildquellen

  • Co-Sleeping: Foto von Polina Tankilevitch von Pexels
  • naehe-geborgenheit: Foto von Lisa von Pexels